LEBEN MIT ICP. Probleme und Lösungen. Behandlungsmethoden

LIFE WITH ICP, Problems and Solutions, Treatment modalities
LEBEN MIT ICP. Probleme und Lösungen. Behandlungsmethoden.
Leben mit ICP. Probleme und Lösungen. Behandlungsmethoden. Minimalinvasive Operationen.

Minimalinvasive Operationen

 

S.V. Schischov. Unfallarzt-Orthopдde, Doktor der Medizin.

S.V. Schischov,
Oberarzt in der „Zentrum
für Neue Medizinische
Technologien“ GmbH,
Unfallarzt-Orthopдde,
Doktor der Medizin

 

ICP (infantile Cerebralparese) ist weltweit eine
der häufigsten chronischen Erkrankungsformen
bei Kindern und Erwachsenen mit einer
Tendenz zu weiteren Ausbreitung.


In der ganzen Welt zählt man über 15 Millionen von ICP betroffenen Menschen. Unterschiedliche Erkrankungsursachen und Komplexität der Pathogenese verringern den Heilungseffekt. Aus diesem Grund führt ICP am häufigsten im Vergleich zu anderen Erkrankungen des Nervensystems zu einer Behinderung. Die Betroffenen leiden charakteristischerweise unter vielfältigen Bewegungsstörungen. Aufgrund schwerer Bewegungsstörungen sind Betroffenen auf fremde Hilfe angewiesen, 75% der Mütter von erkrankten Kindern müssen die Erwerbstätigkeit aufgeben. Eine beachtliche Bevölkerungsgruppe ist somit aus dem normalen Leben ausgeschlossen. Die Aufgabe der Ärzte besteht darin, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den ICP-Patienten zu helfen, vor allem, um ihre Bewegungsfähigkeit zu verbessern. An einem Bewegungsakt sind sowohl das Zentralnervensystem (Gehirn und

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Rückenmark) als auch periphere Strukturen (Rückenmarknerven und Muskeln) beteiligt. Muskeln spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie alle anderen Glieder dieses einheitlichen Systems. Der erhöhte Muskeltonus, Störungen der Blutzirkulation und andere Faktoren führen zu einer Muskeldystrophie. Es kommt zu Atrophie eines Teils der Muskelfasern, an deren Stelle sich Bindegewebe bildet. So entstehen Bindegewebevernarbungen. Bewegungseinschränkungen und lokale Schmerzsyndrome (aufgrund des Wachstums des Kindes und Verhärtung der Fibronarben) sind die Folgen. Patienten mit einem Schmerzsyndrom, der durch den erhöhten Tonus in bestimmten Muskelgruppen hervorgerufen ist, neigen zur fehlerhaften (antalgischen) Körperhaltung. Es bildet sich ein Teufelskreis: erhöhter Muskeltonus – Bewegungseinschränkung – Muskeldystrophie – Bildung einer fibrosen Narbe – Muskelkontraktur mit lokalen Schmerzsyndrom – Erhöhung vom Muskeltonus –ausgeprägtere Bewegungseinschränkung. Ein operativer Eingriff auf pathologisch veränderten Muskelfasern ist in der Lage, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Durchtrennung der fibrosen Narbe in dem Muskel behebt das lokale Schmerzsyndrom und die von ihm hervorgerufene pathologische Tonuserhöhung. Die verbliebenen Muskelfasern können sich wieder normal zusammenziehen und dehnen. Die Muskelfunktion und -durchblutung verbessern sich. Als Ergebnis wachsen die gesunden Muskelfasern wieder besser, ihre Dehnfähigkeit steigt. Der Patient gewinnt mehr Bewegungsfreiheit, die Muskelmasse wächst an, und die Muskulatur wird kräftiger. Während der Operation ist es wichtig, die gesunden Muskelfasern nicht zu beschädigen. Dies wird durch Anwendung von speziellen Instrumenten und präzise durchdachten Ausführungen des Chirurgen erreicht. Die angewendeten chirurgischen Instrumente erlauben es, ohne große Schnitte, durch Punktion der Haut zu operieren. Nach dem minimal traumatisierenden, nur auf pathologisch veränderten Muskelfasern durchgeführten Eingriff ist keine Gipsfixierung erforderlich, der Patient kann schnell (nach 3-4 Tagen) wieder aktivisiert werden.

Operationsindikation:
  • Muskelkontrakturen und miofasciales Schmerzsyndrom, welches zu Verfestigung fehlerhafter Muskelfunktionen führt.

Als Ergebnis der Operation wachsen die gesunden Muskelfasern wieder besser, ihre Dehnfähigkeit steigt. Der Patient gewinnt mehr Bewegungsfreiheit, die Muskelmasse wächst an, und die Muskulatur wird kräftiger.
Gegenindikation:

  • Fehlbildungen und chronische Erkrankungen im Dekompensationsstadium;
  • Akute infektiöse und somatische Erkrankungen sowie Verschlechterungsphase (Rekonvaleszenz) einer chronischen Krankheit;
  • Unverträglichkeit von Anästhesiemitteln;
  • Beschädigungen oder Entzündungskrankheiten der Haut bzw. der Weichteilen;
  • Erkrankungen, die von erhöhter Blutungsgefahr begleitet werden;
  • Zustand nach epileptischen Anfällen (nach einem kleinen Anfall weniger als 3 Monate, nach einem großen (generalisierten) – 6 Monaten, nach einem epileptischen Status – 12 Monate);
  • Zustand nach Botox- bzw Disportbehandlung weniger als 6 Monate;
  • Zustand nach Impfung weniger als 1 Monat.

Die minimalinvasive Methode ermöglicht 12 bis14 Muskelkontrakturen auf einmal zu beheben. Oft weisen ICP-Patienten aber mehr Kontrakturen auf, die nicht bei einem operativen Eingriff durchtrennt werden können. In diesem Fall wird eine operative Behandlung in mehreren Etappen empfohlen. Jeder Eingriffkomplex strebt eine Erhöhung der Bewegungsfreiheit und –aktivität des Patienten an. Dafür stellt der Chirurg vor jedem Eingriff die wichtigsten Kontrakturen fest, die als erste auf der jeweiligen Etappe operiert werden müssen. Es ist zu betonen, dass der Chirurg eine hundertprozentige Prognostizierbarkeit des Operationsergebnisses anstreben sollte. Um das zu erreichen, muss die Operation sorgfältig

Die Bewegungen und die Posen des Patienten zeigen die Muskeln behaftet mit Krankheit
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geplant werden: als erstes stellt der Arzt die betroffene Muskeln fest, indem er die Bewegungen des Patienten beobachtet; als zweites werden Bindegewebevernarbungen und schmerzhafte Punkte mit Hilfe von Palpation festgestellt; und drittens, erfolgt eine weitere Palpation unmittelbar vor der OP in der Narkose. Während der Muskelrelaxation lassen sich die Narben besonders deutlich ertasten, und der Chirurg kann den geplanten Operationsablauf noch mal überprüfen. Wie ein Bildhauer muss der Arzt das Ergebnis seiner Operation vorhersehen, einen genauen Rehabilitationsplan mit erforderlichen Erfolgskontrollen herstellen und im Voraus den Vorgang bei dem nächsten chirurgischen Eingriff prognostizieren. Am effektivsten sind die Operationen in den frühen Stadien der Erkrankung, bevor sich feste Muskelkontrakturen gebildet haben und Gelenkdeformationen aufgetreten sind. Deshalb ist es in den meisten Fällen sinnvoll im Alter von 3-5 Jahren mit der Behandlung anzufangen. Es muss bemerkt werden, dass die rechtzeitige chirurgische Behandlung nicht nur das Bewegungsspektrum des Kindes erweitert; sondern auch zu Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes, des Wachstums und der kognitiven Entwicklung maßgeblich beiträgt.

Optimal für einen Patienten mit ICP ist eine Lebensweise, bei der er jede Stunde zumindest einige Minuten in Bewegung ist. Nicht zu empfehlen sind längere Trainingseinheiten mit anschließender längeren (mehr als 1 Stunde) Bewegungslosigkeit.

Eine korrekt organisierte und durchgeführte postoperative Rehabilitation erhöht den Erfolg der chirurgischen Behandlung und spielt eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Bewegungskompetenzen des Patienten. Innerhalb eines Monats nach dem Eingriff sollte das Kind seine Bewegungsaktivität allmählich steigern, bis es das Niveau vor der OP erreicht. Nach dem abklingen des Schmerzsyndroms wird Krankengymnastik und passive Physiotherapie empfohlen. Die letzte ist besonders für Patienten mit Gelenkbewegungseinschränkungen, die durch längere pathologische Bewegungsmuster hervorgerufen wurden, erforderlich. Schrittweise sollte man zu passiv-aktiven und aktiven Übungen übergehen. Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Aufgabe der Krankengymnastik in der Stimulation der Bewegungsaktivität und -vielfalt, ohne den Patienten zu übermüden, besteht. Dafür können verschiedene Übungen sowie Trainergeräte und Hilfsmittel benutzt werden. Die Dauer richtet sich nach Zustand des Patienten: von 10 bis zu 30-40 Minuten. Bei Ermüdungserscheinungen sollte man die Übungen abbrechen und nach einer Erholungspause wiederholen. So werden die Muskeln angemessen belastet, was zu der Erhöhung der Muskelmasse und –kraft beiträgt.

Die Muskeln Palpation: Erkennung des Narbenzüge und des Schmerzpunkte

Während der postoperativen Rehabilitation wird nicht empfohlen:
  • intensive und ausgiebige physische Belastung, Fixierung;
  • intensive Muskeldehnung und –pressen bei Massagen und Gymnastik;
  • allgemeine und lokale Einwirkung von zu hohen (über 40°C) und zu niedrigen (unter 20°C) Temperaturen;
  • längere Immobilisierung des Körpers und der Körperglieder.

Optimal für einen Patienten mit ICP ist eine Lebensweise, bei der er jede Stunde zumindest einige Minuten in Bewegung ist. Nicht zu empfehlen sind längere Trainingseinheiten mit anschließender längeren (mehr als 1 Stunde) Bewegungslosigkeit. Der Arzt sollte den Rehabilitationsprozess kontrollieren, um rechtzeitig die erforderlichen Korrekturen einbringen und ggf. die nächste Operationsetappe zu empfehlen. Unter den obengenannten Voraussetzungen können die minimal invasive Operationen auf pathologisch veränderten Muskelfasern einen erheblichen Beitrag zur Behandlung von ICP-Patienten leisten und ihre Rehabilitation auf ein qualitativ höheres Niveau bringen. Dabei kann und muss eine Verbesserung der Bewegungsfähigkeiten bei jedem einzelnen Patienten erreicht werden.
Zentrum für Neue Medizinische Technologien” GmbH. Adresse: 300004, Tula, Novomedvenskij proezd,2, tel: (4872) 41-9090, 8-919-077-03-33
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Publiziert in der russ. Zeitschrift "ЖИЗНЬ С ДЦП. Проблемы и решения." (Leben mit ICP. Probleme und Lösungen) №4 2010 S. 12-14